Albtraum-Nacht
Marlene ist innerlich hochzufrieden mit sich, weil sie dem Kommissar so
übel mitgespielt hat. Sie fühlt sich auf der Siegerseite und hat nun große Lust, das
Spiel noch weiter zu treiben. Sie wankt - nun doch ziemlich angetrunken - aus dem Bahnhof
- und da fällt ihr Blick auf eine Kneipe schräg gegenüber, die vor kurzem erst
aufgemacht hat. Ein Blick, ein Gedanke: Trunken und mutig schreitet sie in diese Kneipe,
innerlich immer noch grinsend über den verdatterten Kommissar. Was genau sie dort sucht,
ist ihr nicht ganz klar. Später sagt sie dann, dass eine tiefempfundene, aber immer
großzügig negierte Abneigung gegen ihre leere Wohnung sie angespornt hat. Sie setzt sich
noch öfters sehr zweifelhaften Situationen aus, weil sie einfach nicht nach Hause will.
In der Kneipe ist kein Mensch außer dem Wirt. Ein freundlich aussehender
Mittdreißiger und etwas erstaunt über den Besuch einer einzelnen Lady zu
nachtschlafender Zeit. Er gibt ihr ein Bier, trinkt selbst auch eines mit, und deutet aber
gleichzeitig an, er werde in Kürze schließen. "Na fein", sagt Marlene frech,
"dann können wir Zwei ja noch was unternehmen!" sie kennt den Typen überhaupt
nicht, sieht ihn zum ersten Mal ......
Wie sie nach Hause gekommen ist, weiß Marlene nicht mehr. Als sie am
nächsten Mittag aufwacht, dreht sich alles in ihrem Kopf. Sie richtet sich vorsichtig ein
wenig auf, macht noch vorsichtiger die Augen auf - und erschrickt fürchterlich! Neben ihr
liegt einer, den sie auf Anhieb gar nicht kennt, und sie hat keine Idee, wie der Typ in
ihr Bett gekommen ist.....
Was ist den eigentlich passiert? Sie sitzt in ihrem Bett, zieht
automatisch die Decke bis unters Kinn und starrt fassungslos auf den schlafenden Typen
neben ihr. Spontan fällt ihr der Kommissar wieder ein - aber der ist es nicht! Marlene
ist nun allmählich ziemlich entsetzt - und bekommt sofort eine Gänsehaut, als ihr
dämmert, dass sie vom Bahnhof in diese Kneipe gefallen war. Was sich dort abgespielt hat,
kann sie auf Anhieb gar nicht rekonstruieren, der Typ aber - soviel steht fest - muss der
Wirt sein. Wieso liegt der in ihrem Bett? "Hab ich mit dem etwa geschlafen?"
Marlene weiß es einfach nicht - und findet das ziemlich peinlich. Dann schießt ihr
wieder der Kommissar in den Sinn und was sie mit dem angestellt hat - und ihr wird heiß
und kalt bei dem Gedanken, weil es ja sein kann, dass sie mit dem noch mal beruflich in
Kontakt kommt! Glücklicherweise hat der Kommissar seinen Frust in viel Bier ertränkt und
erinnert sich später nur noch an einen heißen Kuss, den er immer mal wieder mit
schmachtender Wehmut erwähnt. Das weiß Marlene in ihrem Bett aber noch nicht, und in ihr
regt sich deutlich Reue.
Sie sinkt ins Kissen zurück, denkt an den vergangenen Abend. Und
plötzlich steht die Szene in der Kneipe wieder deutlich vor ihren Augen. Heiß schießt
ihr das Blut in den Kopf. Wie in einem Film läuft die Szene in ihrem Kopf noch einmal ab:
Nach dem kühnen Spruch beginnt Marlene, mit dem Wirt zu flirten. Was
heißt flirten, das ist pure Anmache. Der Typ geht erstaunlicherweise auch darauf ein. Er
zapft doch noch zwei Bier, und sie säuseln sich gegenseitig was in die Ohren. Dann muss
Marlene aufs Klo. Dort schreitet sie - und nur der liebe Himmel weiß, welcher Eingebung
sie da folgt - zur Tat: Sie zieht BH und Unterhose aus, Jeans und Bluse wieder an, macht
die Jeans allerdings nicht ganz zu und die Bluse auch nicht - nicht aus Versehen, nein,
bewusst! Als sie die Treppe hochkommt, hat der Wirt alle Rolläden heruntergezogen, die
Theke leidlich aufgeräumt und sieht sie erwartungsvoll an. Marlene geht langsam auf ihn
zu, macht eine Bewegung mit dem Arm, so dass die Bluse auseinanderfällt, schaut ihn
unentwegt sehr kess an und schiebt ganz langsam ihre Hand in ihre halbgeöffnete
Jeans.....
Der Typ guckt, als würden ihn gerade alle Jungfrauen der Welt küssen,
verscheucht sein Erstaunen mit einem tiefen Seufzer und fällt mit einem gemurmelten
"du Biest, du" über sie her. Gierig reißt er ihr die Bluse vom Leib.....
Genau hier setzt Marlenes Erinnerung jedoch aus - und so sehr sie sich
bemüht, sie weiß einfach nicht, was weiter passiert ist und wieso dieser Mensch nun in
ihrem Bett pennt.
Leise steht sie auf, wühlt ein paar Klamotten aus dem Schrank und
verschwindet im Bad. Ein Blick in den Spiegel - ach du lieber Gott! Sie schrubbt ihre
Zähne und dann unter der Dusche den Rest ihres Körpers mit einer Inbrunst, als könne
das helfen, das Geschehene ungeschehen zu machen. Sie zieht sich an - und ist nun richtig
wütend auf sich selber!
Sie schlurft ins Schlafzimmer zurück, da schläft der Heini immer noch.
Weil sich das gerne umkehrt, richtet sich ihre Wut nun gegen ihn. Marlene kann seinen
Anblick nicht länger ertragen. "Hey", ruft sie, "wach auf!" Keine
Reaktion. Erst als sie ihn kräftig am Arm rüttelt, schlägt er die Augen auf. Erblickt
Marlene, grinst und will sie zu sich ins Bett ziehen. Entsetzt macht sie einen Schritt
zurück - und sagt ziemlich leise, aber sehr bestimmt: "Zieh dich an und
verschwinde!" Er guckt ungläubig, sagt "Spinnst du jetzt?" und "Komm,
hör auf, gestern warst du aber ganz anderer Meinung..." Ihr wird richtig übel vor
Ekel und sie reagiert völlig hysterisch: "Verdammt noch mal", brüllt Marlene,
"mach, dass du wegkommst! Gestern war Freitag, na gut, aber heute ist Samstag und
heute sage ich dir: hau ab!"
Der Typ guckt, als wäre sie irre. Sie rast schäumend in die Küche, in
Gedanken bereit, notfalls mit einem Küchenmesser seinen Abgang zu beschleunigen.
Immerhin: er zieht sich an, will noch etwas sagen... Marlene zischt giftig: "Raus
jetzt!" - und dann ist er weg! Marlene läßt sich auf einen Stuhl am Küchentisch
fallen und heult und schluchzt hysterisch vor sich hin.
An diesem Tag geht eine ziemlich verkaterte und wirklich entsetzte Marlene
ziemlich lange in sich und beschwört sich selber, es nie wieder so weit kommen zu lassen.
Weniger Alkohol und Hände weg von den Männern!
Irgendwie war Marlene trotzdem klar, dass das nicht ihr letzter Exzess
bleiben würde..... |

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