Viel Zeit zum NachdenkenDer Alltag der Binnenschiffer auf dem Rhein Schiffe, die langsam an Köln vorbeituckern, sind Rheinanliegern ein vertrauter Anblick. Doch über das Leben der Menschen an Bord wissen die Städter wenig - es bleibt unter Deck verborgen. Das Amt für rheinische Landeskunde in Bonn hat den Alltag der Binnenschiffer ausgeleuchtet. In dem Dokumentarfilm "RheinSchifferWelten" erzählen Kapitäne, Matrosen und ihre Frauen von ihren Sorgen, ihrer Arbeit und ihren Visionen. "Ein Leben an Land? Kann ich mir nicht vorstellen!" Der
Steuermann Claas Schütte ist in der 40-Quadratmeter-Wohnung im Bug der MS "Rudolf
Thea" zu Hause, ganz gleich, ob vor dem Fenster die Loreley vorbeizieht oder die
Kölner Uferpromenade. Arbeits- und Privatleben fließen ineinander. Laden, Löschen,
Warten der Maschinen - damit unterstützt er Kapitän Rudolf Kiepe. Verantwortungsvoll,
verlässlich, notfalls auch nachts. "Man muss es miteinander aushalten und sich
aufeinander verlassen können", spricht Kiepe das an, was in der Welt der
Rheinschiffer mehr als an Land zählt: Harmonie und Vertrauen. Das gilt für die Kollegen,
das gilt für die Familie. Auf der "Rudolf Thea" schippern regelmäßig die zwei
Kleinkinder und Kiepes Frau Monika mit. Sie führt einen schwimmenden Haushalt, der ihr
allerdings mehr Planung abverlangt als an Land üblich. Bei den Partikulieren, den rund 1000 deutschen Schiffseigern, die Kapitän und selbstständige Unternehmer sind, spielt sich viel Familienleben an Bord ab. Jedenfalls so lange, bis einen der Bordkoller überfällt. Meistens packt dann die Frau und zieht für eine Weile an Land. Wenn die Ehefrau jedoch Matrose oder Steuermann ersetzt, fällt die Flucht flach. Manchmal bauen moderne Kommunikationstechnologien die gestörte Chemie auf. "Das Internet ist wirklich ein Segen", sagt Kapitänin Karin Scheubner, die auf der MS "Jenny" mitten auf dem Rhein gerne wasserfrei surft und eine eigene Homepage betreut. Handy und Fax erleichtern zusätzlich den Kontakt mit den Landratten, zu denen nicht nur Freunde, sondern auch die Auftraggeber zählen. Ohne Fracht sieht der Partikulier schwarz, davon hängt seine Existenz ab. Liegt der Kahn tief im Wasser und auf Kurs, geht die Hektik fliegen. "Dann", sagt Kiepe, "habe ich viel Zeit zum Nachdenken!" Auftragssorgen bleiben Reederei-Angestellten erspart. Sie haben geregelte Arbeitszeiten: 14 Tage Dauer-Maloche an Bord, 14 Tage frei. Ein Wechselspiel zwischen Familie an Land und "Männerknast", beschreibt ein Maschinist sarkastisch das Bordleben. Ein Matrose hingegen, der aus dem Thüringer Wald stammt, spürt einen Hauch von Abenteuer, wenn die Frauen in der Heimat ihn als exotischen Helden bestaunen. Alltagsgeschichten unter der Wasserlinie, die vorbeiziehen wie ein Schiff
auf dem Rhein - ohne Hast, aber mit viel Tiefgang. Weder Technik, noch Logistik spielen
die Hauptrolle, sondern die Menschen. Die Rheinschiffer haben sich ohne Scheu der Kamera
anvertraut, das macht den Wert dieser Dokumentation aus. Sie wird Bestand haben, wenn die
Zeiten sich ändern, und die Nachkommen den Rheinfrachter des © imke habegger Informationen Der Film "RheinSchifferWelten" ist eine Produktion des
Landschaftsverbands Rheinland/Amt für rheinische Landes-kunde (ARL) Bonn und D&B Film
Mönchengladbach. Idee/Konzept: Ingo Konrads, Dieter Stegemann; Regie: Hans-Georg Seiler,
Dieter Stegemann. |
![]() Fotos: Tanja Bark ©LVR
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