"Abios Amigos" und der ultimative GagEin Projektteam des Amts für rheinische Landeskunde untersucht, was Abiturienten für ihre Abschlussfeier auf die Beine stellen, und entdeckt Managerqualitäten, Finanzgenies und den Spaßfaktor Misthaufenduft vor dem Schuleingang kräuselt die Nasen von Mitschülern und Lehrern - und die Abiturienten touren im Polonaisestil durch die Klassenzimmer? Wer heute sein Abitur feiern will, kommt mit solchen archaischen Aktionen nicht weit. Der Abi-Gag muss ein "Event" sein und wird in aller Regel minutiös durchgeplant. Abiturienten im Rheinland legen Wert darauf, ihre Schule mit Aufmerksamkeit erheischendem Getöse zu verlassen. Die außerschulische Öffentlichkeit darf es ruhig mitbekommen, wenn ein Abschlussjahrgang das Thema Schule ein für alle Mal abhakt. Die Mega-Beach-Party auf der Rigalschen Wiese in Bad Godesberg zum Beispiel, mit der sich 2001 die Bonner Abiturienten "ins Leben" verabschiedeten, war nicht so leicht zu übersehen. Oberstufe spendet Blut Der eingangs erwähnte Misthaufen ist völlig passé. Abi-Gags sind heute durchgestylte Bühnenshows mit Rahmenprogramm und prächtigen Kulissen. Sie lehnen sich oft an Medienvorbilder wie Quiz-, Gerichts- oder "Superstar"-Shows an. Zum Einsatz kommen moderne Licht- und Soundanlagen und kreative Eigenleistungen der Abiturienten: Abi-Shirts mit selbst entworfenen Logos, Abi-Zeitungen - heute auch gerne auf CD-ROM - und Abi-Denkmäler. Geld spielt (k)eine Rolle: Bis zu 7000 Euro lassen die Abschlussklassen sich ihren spektakulären Abgang kosten. In den 13. Klassen sitzen offenbar viele Finanzstrategen, die wissen, wie sie an Geld kommen. Solche Genies verdonnern eine ganze Oberstufe zum Blutspenden oder machen beim Börsenspiel der Sparkassen mit Aktien Kasse. Aber auch Vorfinanzierungspartys oder Kuchenverkauf beim Schultheater steigern die Habenseite des Abi-Gag-Kontos. Die Finanzierungsstrategie bildet einen wichtigen Teil der Gesamtorganisation. Kein Hänneschen Lehrer lassen sich schlecht über einen Kamm scheren, folglich stößt der Abi-Gag nicht bei allen auf gleich positive Resonanz. Ein Lateinlehrer bringt, wie das ARL-Team berichtet, seine Abneigung präzise auf den Punkt: "Ich bin 13 Jahre lang kein Hänneschen gewesen und bin es auch am letzten Tag nicht." Andere kehren ihren Schäfchen nicht so rigoros den Rücken und lassen sich geduldig Sahnetorten ins Gesicht werfen. Der Abi-Jahrgang 2002 vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken hatte ein paar Pädagogen für das fettige Vergnügen gewinnen können, weil die Tortenschlacht einem guten Zweck gewidmet war. Beliebt bei den Schülern sind Quiz- und Karaokeshows mit Lehrern. Letztere sehen oft herrlich albern aus - und beim Wissensspiel brechen Schüler gern in kosmischen Jubel aus, wenn ein Lehrer (endlich) mal nichts weiß. Plattform im Internet Abiturienten möchten an ihrem Feiertag gern die Machtverhältnisse umdrehen. Schüler sollen das Sagen haben, Lehrer nicht. Aber für Rachegelüste ist kein Platz, wie das ARL-Team herausfand. Tradition, Spaßfaktor und der Wettstreit um den heißesten Gag stehen im Vordergrund. Manche Klassen sprechen sogar von Dank: "Wir wollen der Schule etwas zurückgeben" oder "Wir wollen uns bei unseren Lehrern bedanken" nennen Schüler als Motiv für den Abi-Gag. ©imke habegger / general-anzeiger bonn |
Beachparty in Bonn
Link: http://www.abi-action.de Ansprechpartner beim Amt für rheinische Landeskunde:
Water-Pumpguns in Düsseldorf
Cool in Dinslaken
Sahnetorten für Lehrergesichter
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